Was wird das neue Jahr bringen? Wie werden die bevorstehenden Tage aussehen? Werden sie glücklich oder gar traurig, wird es freudige Ereignisse oder bedrückende Anlässe geben? Diese Fragen reißen auf, wenn ein altes Jahr zu Ende geht und ein neues bevorsteht. Die Zukunft ist immer dunkel und beim Überschreiten der Jahresschwelle weiß noch niemand, was sich in den nächsten 365 Tagen alles ereignen wird. Kein Wunder also, dass solche Jahreswechsel auch Ängste und Unbehagen auslösen. Die Ungewissheit ist schließlich nicht immer leicht auszuhalten, sondern drängt danach, wenn auch von einem sehr vagen Wissen vertrieben zu werden.

Um dieses Wissen zu erlangen hat man seit alters her bestimmte Rituale gepflegt, mit deren Hilfe man ein bisschen in die ungewisse Zukunft schauen wollte. Denn meist wird die Angst ja kleiner, wenn man zumindest eine ungefähre Ahnung davon hat, was im neuen Jahr alles passieren wird. Sehenden Auges kann man auf die Ereignisse zuschreiten und sie vermögen einen nicht mehr so aus der Bahn zu werfen, wie das der Fall ist, wenn sie völlig überraschend eintreten. Der Blick in die Zukunft ist der Traum vieler Menschen. Nicht nur, um Angst zu mindern, sondern auch, um die Zukunft zu lenken und manches vielleicht anders zu machen, als es normalerweise eintreten würde.

Ausgeprägter Aberglaube früher Gang und Gäbe

Bis heute haben sich solche Rituale prominent am Silvesterabend erhalten. Ein herausragendes Beispiel ist sicherlich das Bleigießen, das sich auch in diesen Tagen bei so mancher Feier noch großer Beliebtheit erfreut. Was heute nur noch ein schöner Brauch ist, den man mitunter mit einem Augenzwinkern pflegt, wurde in früheren Zeiten mit großem Ernst begangen. Immerhin war man in den vorigen Jahrhunderten doch noch von einem sehr ausgeprägten Aberglauben geprägt. Vor allem die Nächte rund um das Weihnachtsfest wurden als heilig betrachtet, weil sich in ihnen allerlei unerklärliche Dinge abspielten. Nicht nur, dass die wilde Jagd durch die Gegenden zog, auch von sprechenden Tieren in der Heiligen Nacht ist die Rede und von einem Bemühen, mit allerlei christlichen Ritualen dem Treiben der furchteinflößenden Gestalten Einhalt zu gebieten. Ein solcher Aberglaube war für die Menschen in den früheren Jahrhunderten Gang und Gäbe und er wurde gewissermaßen parallel zum christlichen Glauben gepflegt. Dementsprechend haben sich auch Bräuche und Rituale erhalten, die mithilfe von profanen Orakeln einen Blick in die Zukunft ermöglichen sollten. Sie haben ihren Platz in den letzten Tagen und Wochen des alten Jahres und sind vor allem mit dem Andreastag, Weihnachten und Silvester verhaftet. Also jenen Tagen, die ausdrücklich im Licht der Zeitenwende stehen und an denen sich das Neue unausweichlich aufdrängt.

Der Festtag des heiligen Andreas ist der erste Tag, an dem sehr prominent ein reiches Orakelbrauchtum geübt wurde. Da der Andreastag am 30. November begangen wird, steht er am Ende des alten und am Beginn des neuen Kirchenjahres. Dieser Umbruchsituation sind die Bräuche geschuldet, die sich an diesem Tag entwickelt haben. Der Blick in die Zukunft war an diesem Tag vor allem für Ledige wichtig: Sie wollten erfahren, wie es denn im kommenden Jahr um das Liebesglück bestellt ist. Allerlei mitunter seltsame Rituale dienten hierzu: So heißt es, eine ledige junge Frau muss einen Pantoffel über die linke Schulter werfen und wenn der Schuh mit der Spitze zur Tür zeigte, war dies ein Hinweis, dass das Mädchen noch in diesem Jahr heiraten würde. Diese Bräuche wurden zum Teil noch detaillierter ausgearbeitet: Wenn zum Zeitpunkt des Pantoffelwurfes auch noch ein Hahn krähte, konnte sich die Dame orientieren, aus welcher Richtung ihr künftiger Bräutigam kommen werde. Andernorts tranken die Mädchen vor dem Zubettgehen zwei Becher Wein und meinten, so des Nachts im Traum ihrem künftigen Ehemann begegnen zu können. Da in früheren Zeiten die Andreasnacht den Jahreswechsel markierte, waren auch zahlreiche Brauchtümer, die heutzutage mit der Silvesternacht verknüpft sind, am Andreastag beheimatet. Ein Beispiel ist das bereits erwähnte Bleigießen.

Auch der Weihnachtstag selbst ist von diesen Ritualen und Orakeln nicht ausgenommen worden. Schließlich war Weihnachten ja ebenfalls eines jener Feste, das einerseits mit einem starken Aberglauben verbunden war, andererseits aber auch bereits den Blick auf das Jahresende und den Beginn des neuen Jahres lenkte. Hier wurde zum Beispiel ein Orakel geübt, dass die Fruchtbarkeit der vier Jahreszeiten vorhersagen sollte: In die vier Ecken des Hauses wurde eine halbe Zwiebel gelegt; wenn die Zwiebel bis zum Dreikönigstag ausgetrieben hatte, so hieß dies, dass die jeweilige Jahreszeit eine sehr fruchtbare Zeit würde. Dieses Orakel gab es auch noch in einer verfeinerten Form: Hierzu wurden die Namen der zwölf Monate auf den Tisch geschrieben und zu jedem Monat eine Zwiebelhaut gelegt. Am Heiligabend streute man auf jede Zwiebel etwas Salz. In der Christnacht konnte man dann das Wetter für das kommende Jahr ablesen: Ist das Salz trocken geblieben, wird es ein trockener Monat; hat das Salz Wasser gezogen, kann man in diesem Monat mit Regen rechnen. Für viele Menschen, die damals noch von den Erträgen der eigenen Gärten und Felder leben mussten, waren solche Orakel sicherlich mehr, als ein amüsierender Zeitvertreib. Hier konnte sich schließlich entscheiden, ob man zuversichtlich und gelassen in das neue Jahre geht oder sich heute schon sorgen muss, weil die Ernte schlecht und die Nahrung dadurch knapp werden könnte.

Doch nicht nur Wetter-, sondern auch Liebesorakel wurden an Weihnachten gepflegt: In manchen Gegenden mussten Mädchen kleine Wachskerzen in Nussschalen entzünden und diese in eine Schüssel mit Wasser legen. Wenn die beiden Nussschalen aufeinander zu schwimmen, so war dies ein Zeichen, dass die Hochzeit kurz bevorsteht. Bewegten sich die beiden Lichter jedoch voneinander weg, so würde der Liebste auch im nächsten Jahr noch lange auf sich warten lassen. Wollte die junge Frau jedoch genau wissen, wann der Bräutigam erscheinen werde, so gab es in Oberfranken ein recht eigentümliches Ritual: Das Mädchen musste hierzu den Gartenzaun des Hauses mit einer Armlänge abmessen. Die Anzahl der Zaunlatten, die am Ende übrigblieben, zeigten dabei an, wie lange noch auf das Liebesglück zu warten ist.

Über den Weihnachtstagen schwebte auch die Frage: Wie wird das neue Jahr werden?

Mancherorts war es in der Heiligen Nacht üblich, einen Büschel Stroh an die Obstbäume zu binden, damit sie im nächsten Jahr ausreichend Früchte tragen. Auch an den Stall wurde Stroh oder Heu gebunden, das später an das Vieh verfüttert wurde. Es sollte Krankheiten vor dem Stall fernhalten und alles Böse vom Hof abwehren.

Wie wird es werden, das neue Jahr? Und was kann man unternehmen, damit es ein gutes und glückliches Jahr wird? Diese Fragen haben die Menschen damals sehr beschäftigt und umgetrieben. Die unterschiedlichen Los- und Orakelbräuche, die sich in den Tagen rund um den Jahreswechsel herum erhalten haben, geben ein Zeugnis von diesem Bestreben, einen Blick in die dunkle Zukunft zu erhaschen. Freilich sind sie mit einem starken Aberglauben verknüpft, der sich, wenigstens in manchen abgeschwächten Formen, durchaus bis heute noch erhalten hat. Es ist die unbändige Sehnsucht, zu wissen, was im nächsten Jahr geschehen wird, die Menschen bis heute umtreibt und zu manchen eigenartigen Orakeln motiviert. Freilich – und das muss sehr nachdrücklich eingewendet werden – haben diese Orakelbräuche heute längst nicht mehr die existentielle Bedeutung, die ihnen in früheren Tagen einmal beigemessen wurde. Gerade die vielen Wetterorakel waren doch in früheren Zeiten, in denen man selbst für Nahrung zu sorgen hatte, eine wichtige Vorhersage, der großen Wert beigemessen wurde, wenngleich sie natürlich höchst unsicher war. Heute jedenfalls dienen solche Orakel höchstens noch zum netten Zeitvertreib, um die Stunden am Silvesterabend bis zur Mitternacht zu überbrücken.

Von Fabian Brand

 

 

Beitragsbild/Text: Lotz

Im Advent laden wir ein zu einer besinnlichen Atempause in der Kapelle. Die Kapelle in Wimmental wird an allen Adventsonntagen geöffnet sein und zwischen 17 Uhr und 19 Uhr wird sie beleuchtet werden.

Foto von der Kapelle: Michael Heidinger

Weißt du, woher der Adventskranz kommt? Der Pfarrer und Leiter des Waisenheimes „Rauhes Haus“ bei Hamburg hatte im Jahr 1839 vermutlich als Erster einen solchen Kranz verwendet. Johann Hinrich Wichern wollte mit einfachen Mitteln für die Waisenkinder etwas Weihnachtsstimmung zaubern. Auch weil die Kinder ihn immer wieder fragten, wann denn nun endlich Weihnachten sei, baute er ihnen eine Art Kalender. Er nahm ein altes Wagenrad aus Holz, an dem er ähnlich wie bei einem Adventskalender für jeden Tag der Adventszeit eine Kerze anbrachte. Vom 1. Dezember an durften die Kinder dann jeden Tag eine Kerze mehr anzünden. Dazu wurden Weihnachtsgeschichten vorgelesen und Lieder gesungen. An diesem Kranz gab es vier große weiße Kerzen für die Adventssonntage. An den Wochentagen wurde jeweils eine weitere rote Kerze an diesem Kranz angezündet und an den Adventssonntagen dann eine der großen Kerzen.
Weil diese Idee auch den Besuchern des Waisenhauses gefiel, gab es bald bei immer mehr Familien solche Adventskränze. Von dort aus hat sich dieser Brauch im ganzen Land ausgebreitet. Der hölzerne Lichterkranz hat sich dabei allerdings verändert. Wir kennen ihn heute als grünen Kranz mit vier Kerzen.
(Christian Badel)

November

 

Ich wünsche dir Momente der Stille,

in denen du eine Ahnung gewinnst von dem,

was hinausreicht über unsere Zeit.

Augenblicke, in denen du geborgen bist,

als seist du gehalten von einer unsichtbaren Hand.

Ich wünsche dir Zeiten,

in denen dein Herz sich gewöhnen kann

an die Schönheit der Ewigkeit.

(Tina Willms)

 

 

 

 

ALLERHEILIGEN

  1. NOVEMBER

 

Im Wort Allerheiligen steckt das Wort heil. Heil im biblischen Sinne meint nicht: gesund sein. Heil im biblischen Sinne meint: mit Gott verbunden sein. Am Fest Allerheiligen erinnern wir an Menschen, die mit Gottverbunden gelebt haben. Durch ihr Leben wurde Gottes Liebe spürbar und erfahrbar in der Welt. Die Liebe zu Gott gab den Heiligen Kraft, Trauernde zu trösten und mit armen Menschen ihr Hab und Gut zu teilen. Einige von diesen Menschen hat die Kirche heiliggesprochen. Den Heiligen Martin zum Beispiel. Viele Heilige sind nicht so bekannt geworden: sie haben ganz unscheinbar ihr Leben gelebt. Heute würden wir sie vielleicht „Helden im Alltag“ nennen: Menschen, die durch ihre Haltung Ruhe und Gelassenheit ins Chaos bringen – oder religiös gesprochen: Licht in die Dunkelheit bringen.

 

Das Leben der Heiligen wirkt heute noch heilend in unserer Welt. Wir dürfen ihre Kraft in unser Leben rufen:

Liebe Elisabeth, du hast Brot und Rosen geteilt- wirke mit uns. Lieber Franziskus, du hast die Einfachheit und Armut gesucht- wirke mit uns.

Ewiges Leben

„Bis dass der Tod euch scheidet“, heißt es, wenn das Brautpaar in der Kirche vor den Altar tritt. Wenn Braut und Bräutigam das wollen. Denn nicht immer ist dieser Satz gewünscht. Der Gedanke daran, dass es eine nicht gewollte oder nicht gewünschte endgültige Scheidung geben wird, berührt unangenehm an so einem Tag. Man will doch fröhlich und ausgelassen feiern, das Leben genießen und nicht schon jetzt über das Lebensende nachdenken.

Die Worte sind direkt und scheinen laut ausgesprochen fast schon gefährlich. Man will den Tod ja schließlich nicht herbeireden. Es wird um andere Worte gerungen, um Ähnliches auszudrücken. Doch das ist nicht einfach und gelingt oft nicht. Über den Tod zu reden, von ihm zu hören, soll erinnern und soll auch trösten.

Erinnern daran, dass wir nur ein einziges Leben haben, das wir bewahren, hegen und pflegen sollen. Trösten, dass der Tod am Ende nur ein Übergang ist.

Gewiss haben wir diesen Weg alleine zu gehen, aber wir werden nicht alleine bleiben. Weil da jemand ist, der uns in Empfang nehmen wird: Jesus Christus. Der, der den Weg schon gegangen ist. Der, der nicht tot, sondern lebendig ist. Anders als wir es uns denken, anders als unsere Fantasie es sich ausmalt. Aber lebendig!

Vertrauen wir darauf und halten uns daran fest, dann mag das Ewige auch auf unser Leben abfärben. Jetzt schon. Und erst recht, wenn wir die anderen wieder sehen, von denen wir uns nicht trennen wollten.

(Nyree Heckmann )

Erntedank
Seinen besonderen Stellenwert hat das Erntedankfest aus Zeiten und Kulturen, die die Auswirkungen einer guten oder schlechten Ernte unmittelbar erfahren haben. Wenn im Herbst keine ausreichenden Vorräte eingelagert werden konnten, stand ein harter Winter bevor: Entbehrungen, Hunger, Krankheiten oder gar Todesfälle waren die Folge. Seit dem 3. Jahrhundert feiern Christen deshalb, wenn durch die Früchte des Bodens das Auskommen der Gemeinschaft gesichert ist. Der Termin für das Fest ist nicht verbindlich festgeschrieben, schließlich endet die Erntesaison in den verschiedenen Regionen und Kulturen unterschiedlich. Die meisten Gemeinden in Deutschland aber haben sich auf den Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) geeinigt. Traditionell werden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt.
In der Mitte des Vaterunsers steht die Bitte „unser tägliches Brot gib uns heute“. Diese Worte erinnern auch an die katastrophale Ernährungssituation in den ärmsten Ländern der Erde. Für Christen gehört das Danken und Teilen zusammen. Erntedank-Gottesdienste sind daher meist mit einer Solidaritätsaktion zugunsten notleidender Menschen verbunden.

Ferienende
Die Sommerfarben sind eingesammelt.
Kornblume, Margerite, Sonnenblume und Rose.
Sternschnuppen sind mit Wünschen versehen,
und der Mond hat sein Licht großzügig ausgegossen über den Träumen.
In vielen Farben hat sich der Himmel gezeigt,
Wolken zogen vorbei, und die Linie des Horizonts war blau.
Tina Willms

sei gesegnet
mit der fülle
eines blumengartens im sommer
mit der weisheit der blumen
um die richtige zeit
mit ihrer überzeugung
dazuzugehören
mit ihrem mut
sich zu zeigen
mit ihrer möglichkeit
andere zu erfreuen
mit ihrer fähigkeit
andere zu beschenken
mit ihrem ja
zur vergänglichkeit
mit ihrer hoffnung
auf unaufhörliche erneuerung

sei du selbst
eine blume
die gedeiht und blüht
in all ihren farben und möglichkeiten

Beate Schlumberger

(Das Beitragsbild zeigt die Blumenwiese bei der Kirche Ellhofen)